Du interessierst dich für Elektromobilität? Hast aber keine Idee, wo du anfangen sollst dich zu informieren? Kein Problem, wir haben dir einige wertvolle Tipps zusammengestellt, damit du richtig durchstarten kannst:
Tipp 1: Wie finde ich das passende E-Auto?
Wir empfehlen, sich zunächst mit den eigenen Gewohnheiten zu beschäftigen. Welche Strecken legt man täglich bzw. regelmäßig zurück und müssen ohne Zwischenladen absolviert werden? Gibt es Zuhause oder am Ziel eine Lademöglichkeit? Am Arbeitsplatz? Auf dem Supermarktparkplatz? Am Fitness-Studio? Die Antworten auf diese Fragen helfen, zu entscheiden, ob der große und teurere Akku für möglichst viel Reichweite erforderlich ist oder ob ein Fahrzeug mit einem kleineren und günstigeren Akku ausreicht. Oft gibt es einen großen Unterschied zwischen der Erwartung aus der (Verbrenner-) Erfahrung und dem, was tatsächlich benötigt wird. Idealerweise lädt das Auto dort, wo es gerade parkt.
Du fährst weite Strecken oder es soll auch mal in den Urlaub gehen? Oder du musst auch mal einen Anhänger oder Wohnwagen ziehen?
https://ev-database.org/de bietet einen Überblick über viele Hersteller und Modelle von Elektrofahrzeugen. Mit Filtern lassen sich die Suchergebnisse z.B. nach Anhängelast, Ladegeschwindigkeit oder Preis sortieren, um das passende E-Auto zu finden.

Tipp 2: Gebrauchte E-Autos
Mittlerweile gibt es ein immer mehr Gebrauchtfahrzeuge, die zu attraktiven Preisen angeboten werden. So gibt es bereits die Renault Zoe ab 5.000 € oder ein VW ID3 ab 15.000 €. Wahrscheinlich fragst du dich, ob die Batterie noch lange genug halten wird? Mehr dazu in im nächsten Tipp. Für eine qualifizierte Beurteilung sollte der Verkäufer ein Batteriezertifikat (z.B. von Aviloo oder dem ADAC) vorweisen können.
Achtung: Einige Gebrauchtwagen haben fürs schnelle Laden einen Chademo-Anschluss. Die Anzahl der Ladesäulen für diesen Steckertyp werden jedoch immer seltener. Falls mit einem solchen Fahrzeug längere Reisen zurückgelegt werden sollen, empfehlen wir einen Adapter.
Tipp 3: Wie lange halten Akkus von E-Autos?
Akkus von E-Autos halten länger als viele glauben und überleben sogar häufig andere Bauteile, wie Elektromotoren oder Ladegeräte. Dies hat die EV-Clinic, ein Spezialist in Sachen E-Autoreparatur, vor einiger Zeit auf ihrer Website veröffentlicht. Die „Auto-Motor und Sport“ schreibt hier über die Erfahrungen der EV-Clinic.
Ein Fahrzeug-Akku ist, genau wie ein Smartphone-Akku, nicht von heute auf Morgen kaputt. Er verliert langsam an Kapazität und man kann sich lange vorher überlegen, ob die Reichweite für den eigenen Bedarf noch ausreicht. Die Erfahrung in der Praxis zeigt jedoch, dass E-Auto Akkus sehr lange halten. Tesla hat Daten in seinem „Impact Report 2023“ veröffentlicht. Die Grafik unten zeigt die Restkapazität der Akkus nach ca. 320.000 km (200.000 Meilen). Nach 320.000 km sind noch 85 % der Kapazität erhalten, was immer noch einer Reichweite von ca. 467 km bei diesen Fahrzeugen entspricht und für die allermeisten Anwendungsfälle mehr als ausreichend ist.

Quelle: 2023-tesla-impact-report.pdf
Tipp 4: Hybrid, Wasserstoff, E-Fuels oder E-Auto – Welche Antriebsart wird sich langfristig durchsetzen?
Wir klären in diesem Abschnitt kurz, wie die verschiedenen Antriebstechniken funktionieren und ordnen dann einige Vor- und Nachteile ein.
Das Hybrid-Fahrzeug – egal ob Voll-Hybrid, Mild-Hybrid oder Plug-in-Hybrid – hat sowohl einen Verbrennungsmotor als auch einen Elektromotor mit Akku. Lokal kann emissionsfrei gefahren werden und der Verbrennungsmotor kommt nur bei längeren Strecken zum Einsatz. Nun könnte man meinen, dass diese Antriebstechnik das Beste aus beiden Welten vereint.
Dabei ist genau das Gegenteil richtig: Bei Hybridfahrzeugen ist die Wartung für den Verbrennungsmotor (Ölwechsel, AdBlue usw.) weiterhin erforderlich. Zusätzlich ist der Akku für den Elektroantrieb verhältnismäßig klein und somit allenfalls für nur wenige vollelektrische Kilometer ausreichend. „Jeder im Elektro-Modus gefahrene Kilometer schädigt die Batterie viermal schneller als bei größeren Akkus in vollwertigen Elektroautos.“ ist das Fazit der EV-Clinic. Viele Hybride werden jedoch als Dienstwagen und nur selten oder gar nicht elektrisch gefahren.
Das Wasserstoffauto ist eigentlich auch ein Elektroauto. Der Wasserstoff wird mittels Brennstoffzelle im Fahrzeug in Strom umgewandelt, der in einem kleinen Akku gespeichert wird und den Elektromotor antreibt. Derzeit gibt es kaum noch Fahrzeuge am Markt und auch das Tankstellennetz ist sehr löchrig. Einige Wasserstofftankstellen wurden sogar schon wieder abgebaut, weil sich der Betrieb nicht lohnt. Dies liegt zum einen an der komplizierten und teuren Technik und zum anderen an der Energieeffizienz der Fahrzeuge. Um Wasserstoff zu produzieren ist viel Energie erforderlich und das ist teurer, als direkt elektrisch mit einem E-Auto zu fahren.
Fahrzeuge, die mit E-Fuels fahren, sind ebenfalls keine Alternative. Zum einen sind Fahrzeuge, die mit E-Fuels fahren, nicht emissionsfrei unterwegs und zum anderen sind die Umwandlungsverluste noch größer als bei Wasserstoff. Dies führt zu einem noch größerem Kostennachteil.

E-Autos sind in einem erneuerbaren Stromsystem am energieeffizientesten, bieten die Möglichkeit Zuhause aufgeladen zu werden und können emissionsfrei fahren. Die Akkus sind sehr langlebig und können nach der Nutzung im Fahrzeug als stationärer Speicher weiterverwendet werden, bevor sie schlussendlich recycelt werden.
Tipp 5: Welche Ladeanschlüsse gibt es an E-Fahrzeugen?
Idealerweise wird das E-Auto dann geladen, wenn es sowieso steht. Entweder nachts Zuhause an der Wallbox, tagsüber beim Arbeitgeber oder während des Einkaufens auf dem Supermarktparkplatz. Dank der guten Infrastruktur kann man auch unterwegs an einer Schnellladesäule in wenigen Minuten viele Kilometer nachladen.
Dabei ist das Aufladen von E-Autos einfacher als Tanken. Statt der sonst üblichen 3-5 Tankstutzen gibt es für Elektroautos nur noch zwei unterschiedliche Stecker.


Der Typ-2-Stecker ist beim „normalen“ (=Wechselstrom- oder AC-) Laden an Wallboxen oder öffentlichen Ladesäulen auf Parkplätzen anzutreffen. Typische Leistungen für diesen Steckertyp sind 11 – 22 kW (je nach Ladesäule und Fahrzeug). Zum Aufladen muss meist ein eigenes Kabel verwendet werden.
Der CCS-Stecker ist die Wahl fürs Schnellladen (=Gleichstrom- oder DC-Laden) und an den Schnellladern fest installiert. Typische Ladeleistungen sind 50 – 400 kW (je nach Ladesäule und Fahrzeug). Für möglichst kurze Ladezeiten temperieren die meisten Elektroautos den Akku bei der Anfahrt zum Schnelllader vor. Ob das bei deinem Wunschfahrzeug möglich ist und wie das funktioniert, lässt du dir am besten vom Verkäufer erklären. Mit dieser Frage lässt sich auch erkennen, ob der Verkäufer weiß, wovon er spricht 😉
Tipp 6: Welchen Ladetarif benötige ich?
Es gibt die verschiedensten Varianten der Ladetarif-Anbieter. Am häufigsten wird über eine Lade-App oder Ladekarte abgerechnet. Beim Ad-Hoc-Laden ist die direkte Bezahlung mittels Bankkarte (Kredit- oder Debit-/EC-Karte) oder durch Scannen des QR-Codes an der Ladesäule möglich.
Erfreulich ist, dass man mittlerweile bei fast jedem Anbieter überall laden kann. Leider aber nicht immer zu günstigen Preisen. Für das das Ad-Hoc-Laden verlangen die Anbieter meist einen höheren Preis. Der Vorteil ist, dass man sich im Gegensatz zur Nutzung von Ladekarten oder Lade-Apps nicht registrieren oder keinen Vertrag (Abo) abschließen muss.
Je nach Wahl des Anbieters kann man an derselben Ladesäule ganz unterschiedliche Preise zahlen. Häufig ist die günstigste Methode, um das Auto aufzuladen, die Ladekarte oder App des entsprechenden Betreibers zu verwenden. Es gibt jedoch auch Preisvergleichs-Apps, wie z.B. Moovility oder Lowago. Im Herbst 2024 liegen die Preise für AC- oder DC-laden bei 43 – 79 Cent/kWh (ohne Vertrag).
Um den richtigen Ladetarif zu finden, empfiehlt es sich zu prüfen, welche öffentliche Ladesäulen besonders häufig angesteuert werden. Dies können z.B. öffentliche Ladesäulen in der Umgebung sein, wenn man keine Möglichkeit hat Zuhause zu laden oder man orientiert sich an häufig gefahrenen (Urlaubs-) Routen und den dort ansässigen Ladesäulenbetreibern. Manchmal bieten auch die Hersteller von Fahrzeugen vergünstigte Ladetarife an.
Wer die Möglichkeit hat Zuhause zu laden, darf sich von den Preisen fürs öffentliche Laden nicht beeindrucken lassen. Da nur selten öffentlich geladen werden muss, fallen sie kaum ins Gewicht. Siehe dazu auch unseren nächsten Tipp.
Eine aktuelle Preisübersicht gibt es unter Anderem bei Nextmove.
Tipp 7: Was kostet mehr? Strom oder Benzin / Diesel?
Machen wir den Energiekostenvergleich und nehmen mal einen Golf und ein Tesla Model 3. Keine gleichwertigen Fahrzeuge, aber es geht erstmal nur um darum ein Gefühl für die Größenordnungen zu bekommen.
Daraus ergeben sich folgende Kosten auf 100 km:

Das Laden über die eigene PV-Anlage ist mit 2 €/100km am günstigsten. Alle, die (noch) keine eigene PV-Anlage haben, fahren ebenfalls günstiger, als mit einem Verbrenner. In unserem Beispiel nämlich für 6 €/100km Nur wer ausschließlich öffentlich lädt muss prüfen, ob er mit einem E-Auto günstiger unterwegs ist.
Nehmen wir mal an wir fahren eine durchschnittliche Wegstrecke von 15.000 km/Jahr und haben die Möglichkeit zuhause über die eigene PV-Anlage zu laden. Auf Urlaubsfahrten sind wir auf öffentliches Laden angewiesen. Wie verteilen sich die Kosten dann?

Jährliche Energiekosten im Vergleich (Annahme Fahrleistung: 15.000 km/Jahr, 47,5 % PV-Anteil, 47,5 % Netzstrom und 5 % öffentlich geladen; Entspricht der realen Verteilung des Autors)
Das Elektroauto fährt ca. um den Faktor 2-3 günstiger als ein Verbrenner. Aufgrund der wenigen öffentlichen Ladevorgänge spielen die erhöhten Ladekosten in diesem Beispiel nur eine untergeordnete Rolle.
Zusätzlich sind Elektroautos für 10 Jahre von der KFZ-Steuer befreit und die THG-Quote kann vermarktet werden. In 2024 waren das ca. 60-80 €. Die THG-Quote kann jedes Jahr erneut vermarktet werden. Weitere Infos dazu gibt es hier.
Tipp 8: Mit dem Elektroauto in den Urlaub fahren?
Viele Elektroautos haben mittlerweile eine gute Routenplanung, die erforderliche Ladestopps berücksichtigt. Um vorab ein Gefühl zu bekommen, wie das Reisen mit dem E-Auto gelingen kann, empfehlen wir ABetterRoutePlanner.
Dort kann ein Wunschfahrzeug und die Route eingegeben werden und man bekommt alle erforderlichen Ladestopps inklusive Ladezeit und Verpflegungsmöglichkeiten angezeigt.
Beispiel-Route mit einem Kia EV6 von Dülmen nach München.
Angezeigt werden die erforderlichen Ladestopps. Die Routenplanung bietet zudem viele Einstellmöglichkeiten, wie z.B. erhöhter Energieverbrauch mit Dachbox/Fahrradträger, Ankunft am Zielort mit Mindestladestand und vieles mehr.
Autoren: Christin, Marco & Dominik
31.01.2025